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AMCRA Vision 2024: 75% weniger Antibiotika in belgischen Futtermitteln, 65% weniger Antibiotika in der belgischen Nutztierhaltung

Seit 2011 registriert das belgische Wissenszentrum “Surveillance of Antibiotic Consumption” (AMCRA) den Antibiotikaeinsatz in der belgischen Nutztierhaltung.  2016 wurde in einer Absichtserklärung zwischen dem belgischen Föderalstaat und allen beteiligten Branchenpartnern u. a. das Ziel definiert, den Gesamteinsatz von Antibiotika in der belgischen Nutztierhaltung bis 2020 um 50 Prozent gegenüber 2011 zu reduzieren. Knapp zehn Prozent fehlen noch bis zur Realisierung des letzten Ziels.  Indessen hat AMCRA in seiner “Vision 2024” bereits vier neue Ziele auf dem Schirm.

Die 2016 unterschriebene Absichtserklärung des belgischen Föderalstaates und aller beteiligten Branchenpartner  hatte drei Ziele zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der belgischen Nutztierhaltung im Visier:

  1. 50-prozentige Reduzierung des Einsatzes von Futtermitteln mit Antibiotikazusatz bis 2017;
  2. 75-prozentige Reduzierung des Einsatzes kritischer Antibiotika bis Ende 2020;
  3. 50-prozentige Reduzierung des Gesamtverbrauchs von Antibiotika in der belgischen Nutztierhaltung bis Ende 2020.

Die ersten beiden Ziele wurden bereits 2017 erreicht und sogar übertroffen. AMCRA arbeitet nun mit Hochdruck daran,  dass das dritte Ziel innerhalb der gesetzten Frist erreicht wird. "2020 ist ein entscheidendes Jahr, in dem zusätzliche Anstrengungen erforderlich sind", so der AMCRA-Vorsitzende Prof. Dr. Jeroen Dewulf. Ende 2019 lag der Rückgang des Gesamtverbrauchs von antimikrobiellen Tierarzneimitteln im Vergleich zu 2011 bei 40,3 Prozent.   

Kürzlich präsentierte AMCRA mit der “Vision 2024” das Nachfolgemodell der “Vision 2020”.  “Der neue Reduzierungsplan baut auf dem vorherigen auf.  Dabei gehen wir davon aus, dass wir die Ziele der Vision 2020 erreichen”, erzählt die AMCRA-Koordinatorin Dr. Fabiana Dal Pozzo.     

Die vier Ziele der "Vision 2024":

1. Festlegung tierartspezifischer Grenzwerte auf Betriebsebene sowie maximal ein Prozent Großverbraucher.

Für Kleinverbraucher (grüner Bereich), Aufmerksamkeitsverbraucher (gelber Bereich) und Großverbraucher (roter Bereich) werden Grenzwerte definiert. Anhand der Grenzwerte dürfte das anvisierte Ziel von 50 mg/kg Biomasse für alle Tierarten bis Ende 2024 zu schaffen sein.

Großverbraucher (roter Bereich) werden gezielt herausgefiltert, kontaktiert und begleitet. Im Großverbraucher-Bereich wird angestrebt, dass sich maximal ein Prozent der Unternehmen - ausschließlich inzidentell - im roten Bereich befinden darf (zwei aufeinanderfolgende Warnungen sind also ausgeschlossen).

2. Der Gesamteinsatz von Antibiotika in der belgischen Nutztierhaltung nimmt Kurs auf das europäische Mittel

Der Antibiotikaeinsatz in 30 europäischen Ländern pendelt seit Jahren im Schnitt stabil bei etwa 50 mg/kg Biomasse ein. Die sukzessive Reduzierung des antimikrobiellen Therapeutikums in Belgien dürfte Ende 2024 zu einem Gesamteinsatz von zirka 50 mg/kg Biomasse führen. Unter der Annahme, dass das für 2020 gesteckte 50-prozentige Ziel erreicht wird, ist somit eine weitere Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes um 15 Prozent erforderlich, wenn das angestrebte Ziel von 65 Prozent in vier Jahren erreicht werden soll.

3. Der Colistin-Einsatz beträgt maximal 1 mg/kg Biomasse

2018 lag der Colistin-Verbrauch in Belgien bei 1,69 mg/kg, ein Minus von 64,4 Prozent gegenüber 2011. Um das Ziel von 1 mg/kg Biomasse bis Ende 2024 zu erreichen ist die weitere Reduzierung des Medikaments unabdingbar.  Deshalb hat sich die belgische Futtermittelindustrie verpflichtet, bis spätestens Ende 2021 ganz auf Colistin-Zusätze in Futtermitteln zu verzichten.

4. 75-prozentige Reduzierung der mit Antibiotika angereicherten Futtermittel versus 2011

Mit diesem Ziel vor Augen wurden neun Aktionspunkte in der "Vision 2024" verankert. Neben Datenerhebung und Benchmarking, die weiterhin eine wichtige Rolle spielen, geht AMCRA in der  "Vision 2024" noch einen Schritt weiter. So müssen die Tierärzte nunmehr Daten über den Antibiotikaeinsatz bereitstellen;  ferner werden auch sie künftig einem Benchmarking unterzogen. Bei auffallend hohem Einsatz wird ein Korrekturprogramm erstellt. Darüber hinaus sind individuelles Coaching, Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Landwirte und Tierärzte geplant.

Das Hauptziel der AMCRA-“Vision 2020", nämlich die Halbierung des Einsatzes von Futtermitteln mit Antibiotika-Zusatz bis 2017, wurde bereits erreicht. Inzwischen wurde die nächste Phase eingeläutet, die darauf abzielt, die mit dem Therapeutikum angereicherten Futtermittel im Vergleich zu 2011 um 75% zu reduzieren.